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Finanzplatz Frankfurt am Main Von Professor Dr. Manfred Pohl, Frankfurter Zukunftsrat e.V.

In Frankfurt am Main sind 65.500 Mitarbeiter in Banken beschäftigt, wobei von 2014 bis 2020 eine kontinuierliche Steigerung von 7 % festzustellen ist, während bundesweit zwischen 2008 und 2020 ein Rückgang von 11 % auf 632.000 Mitarbeitern in Banken zu verzeichnen ist. Im Juni 2016 hatten 199 Banken ihren Sitz in Frankfurt am Main. Darunter waren 40 inländische und 159 ausländische Banken. Darüber hinaus gab es 33 ausländische Banken, die mit einer Repräsentanz in Frankfurt vertreten waren. Der Finanzplatz hoffte natürlich, durch den Zuzug von Banken aus London nach dem Brexit sowohl bei den Instituten als auch bei den Mitarbeitern zulegen zu können. Von den 63 Unternehmen, die bis 2021 ihren Sitz von London nach Frankfurt verlegt haben, befinden sich 36 Banken. Mehr als drei Viertel von ihnen haben zudem hier ihren europäischen Hauptstandort. Die Wirtschaftsförderung Frankfurt berechnete, dass nach dem Brexit-Referendum 2016 rund 3.600 neue Arbeitsplätze im Finanzsektor geschaffen wurden. Die Deutsche Bundesbank schätzt, dass bis Ende 2022 rund 1.000 Milliarden Euro – 1 Billion Euro von London nach Frankfurt geflossen sein werden. Heute gibt es 251 Kreditinstitute und 30 Bankfilialen in Frankfurt am Main.

Frankfurt am Main ist ein Bankenplatz, der eine lange und sehr intensive Geschichte hat. Hier haben weltbekannte Privatbankiers und ihre Familien wie Rothschild, Bethmann, Metzler, Hauck usw. Geschäfte in der ganzen Welt getätigt. Auch wenn heute von diesen Traditionsbanken nur noch das Bankhaus Metzler unabhängig und bedeutend ist, haben Frankfurter Bankiers zusammen mit Bankiers aus Hamburg und Berlin die drei Großbanken Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts mitgegründet. Sparkassen und Volksbanken entstanden im Laufe des 19. Jahrhunderts und bildeten rasch zwei bedeutende neue Sparten im deutschen Bankwesen. Namen wie Frankfurter Sparkasse von 1822 oder die von 81 Frankfurter Bürgern gegründete Frankfurter Volksbank kennt jeder in Frankfurt. Aber Berlin blieb bis Ende des Zweiten Weltkriegs führend und drängte Frankfurt am Main an den Rand.

Diese Situation änderte sich nach dem Zweiten Weltkrieg entscheidend. Frankfurt am Main wurde der zentrale Bankenplatz in Deutschland. Hier entstand 1948 die Bank deutscher Länder (ab 1957 Deutsche Bundesbank). Hier wurde am 15.November 1948 die Kreditanstalt für Wiederaufbau errichtet und hier bauten die drei ehemaligen Berliner Großbanken ihre Zentralen auf. Die Deutsche Börse AG, eine der modernsten elektronischen Börsen, hat in Eschborn nahe Frankfurt ihren Sitz, Zahlreiche Spezialbanken wählten Frankfurt am Main als Hauptsitz, wie z. B. die 1949 durch Gesetz als zentrales Finanzierungsinstitut für die Land- und Ernährungswirtschaft gegründete Landwirtschaftliche Rentenbank oder die 1952 errichtete AKA Ausfuhrkredit-Gesellschaft mbH.

„Die Corona-Pandemie wird die Banken nach der Krise hart treffen. Durch die langen Lockdowns und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht werden die Insolvenzen vieler Unternehmen nur hinausgezögert, aber nicht verhindert.“

Mit der Einführung der gemeinsamen europäischen Währung Euro erhielt Frankfurt den Zuschlag für die Europäische Zentralbank (EZB). Hierdurch wurde die Stadt der einzige Ort weltweit, an dem mit EZB und Deutscher Bundesbank zwei Zentralbanken zugleich zu finden sind. Die Mitarbeiter der EZB werden nicht in die Statistik der Frankfurter Banken aufgenommen, sondern als Institution der EU gesondert gezählt. Hier arbeiten unterdessen mehr als 3.500 Angestellte. Nach der Gründung 1998 als gemeinsame Währungsbehörde der Europäischen Währungsunion war der Frankfurter Eurotower am Willy-Brandt-Platz bis 2014 Sitz der EZB. 2015 zog sie nach vier Jahren Bauzeit in den Neubau im Frankfurter Stadtteil Ostend. Darüber hinaus hat die EU-Aufsichtsbehörde für das Versicherungsgeschäft EIOPA ihren Sitz in Frankfurt am Main.

Seit der Finanzkrise 2008/2011 befindet sich das Bankwesen im Umbruch. Der Schock, den die Insolvenz von Lehman Brothers infolge der US-Immobilienkrise und der Subprime-Markt-Krise am 15. September 2008 weltweit auslöste, traf natürlich auch den Bankenplatz Frankfurt am Main. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin, Frankfurt am Main/ Bonn), beantragte für die deutsche Lehman Brothers-Niederlassung in Frankfurt am Main das Insolvenzverfahren. Tausende Anleger wurden geschädigt und der Imageverlust für die Banken war immens.

In den nachfolgenden Jahren prägten Konsolidierung, Umstrukturierung und Digitalisierung das Bankwesen. Die jahrzehntelange Dominanz des Finanzsektors, hier insbesondere der Großbanken, die Diskussion über das Thema „Overbanking“ und die von Fintechs und Schattenbanken angebotenen Finanzdienstleistungen außerhalb des traditionellen Banksektors verstärkten die notwendige Umbruchphase. Schließlich brachen die Gewinne im Kreditsektor spürbar ein. Die Niedrigzinspolitik der EZB verschärfte diese Situation zusätzlich.

Die Corona-Pandemie wird die Banken nach der Krise hart treffen. Durch die langen Lockdowns und die Aussetzung der Insolvenzantragspflicht werden die Insolvenzen vieler Unternehmen nur hinausgezögert, aber nicht verhindert. Viele Unternehmen haben während der Corona-Pandemie zur Absicherung ihrer Liquidität zumeist auf Bankkredite zurückgegriffen und werden auch weiterhin auf diese bauen. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank und Präsident des Bankenverbandes, Christian Sewing, sieht die Banken im Gegensatz zu den Krisen 2008 bis 2011 nicht als auslösendes Problem, sondern als Teil der Lösung. Daher müssten die Banken sich für die Zeit nach der Krise gut wappnen, um nicht wieder – wenn dann auch unverschuldet – zum Problem zu werden.

Sparkassen und Volksbanken sehen sich in den letzten Jahren - wie alle anderen Banken auch – verstärkt mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert, wie sie die Zukunft in den nächsten Jahren gestalten sollen, um erfolgreich zu bleiben. Die Erträge stehen massiv durch die Niedrigzinspolitik der EZB unter Druck. Das wird voraussichtlich auch noch länger anhalten, da die EZB keine Anstalten erkennen lässt, die Zinsen zu erhöhen. Auch sie schließen Filialen und forcieren das Online-Banking. Obwohl sie sich gut in der Coronakrise behaupten, wollen immer mehr Sparkassen und Volksbanken ihre Filialen zu „FinanzPunkten“ zusammenlegen. Auch die Zusammenlegung von Volksbank und Sparkasse ist möglich, wie das Beispiel Frankfurter Volksbank und Taunussparkasse zeigt, die im Dezember 2019 ihre erste gemeinsame Filiale eröffneten.

Der Bankenplatz Frankfurt am Main wird sich weiterhin zukunftsfest entwickeln und hierzu die Um- bzw. Neustrukturierung fortschreiben. Der Einsatz der Digitalisierung und Robotik wird beschleunigt werden. Die Frage bleibt, ob der Kunde alle Neuerungen mitgehen wird. Die Einführung des digitalen Euro wird zweifelsohne für Europas Wettbewerbsfähigkeit von großem Nutzen sein. Die Kunden müssen ihn allerdings ebenfalls akzeptieren. Daher ist es absolut notwendig, dass die Zahlungen anonym und auch ohne Internet möglich sind. Denn auch in Zukunft bleibt der Kunde der Mittelpunkt.