PersonalDirekt Frankfurt Das Onlinemagazin des Jobcenters Frankfurt am Main
Das Onlinemagazin des Jobcenters Frankfurt am Main

Synthese der Angebote im Jobcenter

 

Das Jobcenter Frankfurt stellt in seiner Arbeit den Menschen in den Mittelpunkt. Ausgehend von den Kompetenzen und Unterstützungsbedarfen bieten die einzelnen Schwerpunkte die passende Beratung und Unterstützung für die Kund:innen an.

Im Arbeitsmarkt- und Integrationsprogramm werden sechs Handlungsschwerpunkte definiert.

1. Leistung 2022

Die Antragszahlen im SGB II sind seit Sommer 2021 kontinuierlich, wenn auch nur leicht, rückläufig. Zwar konnte bis Anfang 2022 noch nicht wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht werden, aber die Fallzahlen entwickeln sich so, dass trotz der aktuellen Situation die Bearbeitungszeiten für Neuanträge kontinuierlich auf einem sehr kundenfreundlichen Niveau gehalten werden können.Auch die Bearbeitungsstände konnten dank bereits vor Corona eingeführter elektronischer Aktenführung trotz hoher Anteile an Tele- oder mobiler Arbeit auf einem niedrigen Niveau bleiben. Mit dem zunehmenden Ausbau telefonischer Erreichbarkeit über die lokalen Rufkreise erreichen Kund:innen gut die Mitarbeitenden. Leistungsangelegenheiten lassen sich so in vielen Fällen auch auf kurzem telefonischem oder elektronischem Wege klären.
 
Inhaltlich ist die im Koalitionsvertrag festgelegte umfangreiche Anpassung des SGB II voraussichtlich gegen Ende 2022 ein relevantes Thema. Hier ist mit hohem Aufwand bei der Anpassung von Prozessen und der Schulung der Mitarbeitenden zu rechnen.

Mit zunehmenden Öffnungen und dem Weg heraus aus den COVID-19-bedingten Beschränkungen wird auch die Inanspruchnahme von Leistungen der Bildung und Teilhabe für Kinder und Jugendliche wieder deutlich stärker in den Fokus gelangen. Das weitere Werben und die intensivere Beratung der Kund:innen zielt auf bessere Teilhabemöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen, sei es die Aufnahme in Sportvereine oder die Nutzung von Freizeitmöglichkeiten, ab.

Bereits vor Corona war das Jobcenter mit Beratungsangeboten in den regionalen Jobcentern präsent. Dieser sozialraumorientierte Ansatz wird auch mit der vermehrten Rückkehr von Möglichkeiten persönlicher Beratungen wieder aufgenommen werden.

2. Gesundheitsprävention

Im Jobcenter Frankfurt werden ca. 10.000 Kund:innen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen beraten und betreut. Für sie entwickelt das Jobcenter Angebote zur Gesundheitsprävention, zur Förderung einer gesundheitsbewussten Lebensweise und zur Steigerung der Erwerbsfähigkeit. Seit November 2019 erfolgt dieser Ansatz im Rahmen des Projektes „Pro Gesundheit (proGes) – Aktivierung und Begleitung – Wiederherstellung der Teilhabe am Arbeitsleben“. Das Projekt hat das Ziel, drohender Behinderung oder Erwerbsminderung möglichst frühzeitig entgegenzuwirken. proGes wird durch das Bundesprogramm „rehapro“ gefördert.

Mit proGes erprobt das Jobcenter neue Wege. Insbesondere wendet proGes aufsuchende und terminbegleitende Arbeit an, um die Teilnehmenden an die vorhandenen Unterstützungsressourcen im Gesundheitswesen und den Sozialräumen heranzuführen. Gleichzeitig sollen im Rahmen von ProGes die Kenntnisse und Beratungskompetenzen der Integrationsfachkräfte zu gesundheitlichen Einschränkungen von Kund:innen erweitert werden.

Das Projektteam rehapro hat eine Laufzeit von fünf Jahren, besteht aus einer Projektkoordination und 16 Gesundheits-Coaches und ist am Standort Ost angesiedelt. Es arbeitet eng mit dem Ärztlichen Dienst der Agentur für Arbeit und dem Reha-Team zusammen. Das kommunale Netzwerk des Jobcenters baut es weiter aus.

Bisher haben 510 Menschen an proGes teilgenommen. Knapp die Hälfte gibt in einer Befragung an, dass sie sich vor ihrer Projektteilnahme mit ihren gesundheitlichen Problemen alleingelassen gefühlt hat. Überwiegend loben sie vor allem die Empathie und Hilfsbereitschaft ihrer Projektcoaches. Über 50 % der Teilnehmenden konnten eine Verbesserung ihrer ärztlichen, therapeutischen oder klinischen Versorgung erreichen, über 20% betreiben mehr Sport und sind sozial besser integriert. 10% haben ihre finanzielle Situation durch eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, einen Minijob oder ein bezahltes Ehrenamt verbessert.

3. Arbeitsvermittlung

Das Jobcenter Frankfurt am Main hat sich für diese Herausforderung neu aufgestellt. Zum einen wurde mit der Agentur für Arbeit Frankfurt am Main eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Hier werden die Aspekte der Zusammenarbeit aufgeführt und Zuständigkeiten festgelegt, um optimale Synergieeffekte in der Kooperation zu erzielen.

Gleichzeitig hat sich das Jobcenter Frankfurt am Main entschieden, den bisher zentral organisierten Arbeitgeberservice (AGS) in die regionalen Standorte zu integrieren. Bei diesem quartiersbezogenen Ansatz arbeiten jeweils zwei Mitarbeitende des AGS vor Ort im Team der persönlichen Ansprechpartner, um auf diese Weise ein abgestimmtes Vorgehen sowohl im Sinne der Kund:innen als auch der Arbeitgeber:innen sicherzustellen. Die Mitarbeitenden des AGS halten dabei gleichermaßen den Kontakt zu Arbeitgeber:innen und Arbeitnehmer:innen. Damit verbunden ist das Bestreben, den Austausch vor Ort zwischen allen Akteuren zu intensivieren. Der AGS wird auch weiterhin allen Beteiligten ein engagierter und fachlich versierter Ansprechpartner sein.

4. Integration & Qualifizierung

Das Jobcenter Frankfurt am Main stellt im Jahr 2022 vor allem ein Thema in den Mittelpunkt: die Qualifizierung der Kund:innen. Die COVID-19-Krise hat noch einmal deutlich gemacht, wie wichtig ein sicherer Arbeitsplatz für die Menschen ist. In Zeiten von Krisen verlieren vor allem Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz, die über keine oder nur eine geringe Qualifikation verfügen. Daneben bleiben viele Bürger:innen auch bei einer Vollzeit-Tätigkeit Leistungsbezieher im Rechtskreis SGB II, wenn sie einer nicht qualifizierten und damit in der Regel geringer entlohnten Tätigkeit nachgehen.

Ein Lösungsansatz ist die Qualifizierung der Kund:innen des Jobcenters. Sie kann vieles umfassen – von einer Aufbauqualifizierung bis hin zur Umschulung. Wichtig ist es, die Chancen der Kund:innen zu verbessern. Dies gilt für alle Kundengruppen. Das Thema Frauenförderung wird besonders in den Fokus gerückt. Die Zusammenarbeit mit Arbeitgeber:innen und anderen Partner:innen im Rhein-Main-Gebiet soll Wege für die Frauen aufzeigen, eine Ausbildung zu absolvieren, z. B. durch eine Teilzeit-Ausbildung. Dieses Netzwerk ist essentiell für eine Zielerreichung. Ebenso wird die Zahl der Migrant:innen, die sich qualifizieren oder bereits qualifiziert sind und die Anerkennung ihrer Abschlüsse anstreben, zunehmen.

Das Ziel einer umfassenden Qualifizierungsoffensive wird im Jobcenter Frankfurt am Main unterstützt durch umfangreiche Schulungsangebote für die Mitarbeitenden. Beratungskompetenz und das Wissen um die Möglichkeiten des Arbeitsmarktes sind wichtige Voraussetzungen für eine engagierte und fachlich kompetente Beratung, idealerweise bei Nutzung digitaler Medien, die einen immer breiteren Raum einnimmt. So bietet das Jobcenter neben persönlicher und telefonischer Beratung zusätzlich im Jugendjobcenter und beim Arbeitgeberservice eine Videoberatung an. Eine Erweiterung des Angebots soll folgen.

5. Soziale Teilhabe – Lebenslagenberatung

Seit April 2022 wird im Jobcenter Nord ein neues Beratungsformat für Menschen angeboten, die aufgrund von schwierigen Lebensumständen auf dem Arbeitsmarkt wenig erfolgreich sind. Häufig verbleiben sie über einen längeren Zeitraum – zum Teil über Jahre hinweg – im Leistungsbezug SGB II. Die Lebenslagenberatung soll hier einen Durchbruch erzielen. Sie setzt an den jeweiligen Lebensumständen an und priorisiert die erforderlichen Schritte, die zu einer Veränderung führen. Sie fördert die Übernahme von Verantwortung und ermutigt, die eigenen Fähigkeiten und Ressourcen zu entwickeln. Sie stellt die Kontakte zu Anbietern von Unterstützungsdienstleistungen (z. B. psychosoziale Beratungsstellen) her und begleitet die Betroffenen.

Die Lebenslagenberatung ergänzt den übrigen Leistungsumfang des JC Nord. Die Integration in den Arbeitsmarkt steht nicht im Fokus. Durch intensive, ggf. aufsuchende Betreuung und Beratung und kurze Beratungsintervalle wird die Veränderungsbereitschaft des Betroffenen aktiv unterstützt und Wege aus festgefahrenen schwierigen Lebensumständen begleitet. Die Lebenslagenberatung umfasst einen Zeitraum von drei bis max. sechs Monaten. Das Pilotprojekt im JC Nord ist auf zwei Jahre befristet. Bei Erfolg soll die Lebensberatung in allen Standorten eingeführt werden.

6. Beschäftigungsorientiertes Fallmanagement

Seit Mai 2017 gibt es im Jobcenter Frankfurt ein Beratungsangebot, das sich speziell an Kund:innen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf bei der Integration in Arbeit richtet. Sie befinden sich in schwierigen Lebenssituationen, die eine erfolgreiche Bewerbung auf einen Arbeitsplatz oder den Aufbau einer Selbstständigkeit erschweren oder verhindern.

Im beschäftigungsorientierten Fallmanagement liegt der Fokus zunächst auf der aktuellen Lebenssituation. Dabei werden Wege zur Veränderung erarbeitet, die in kleinen Schritten umgesetzt werden. Die beschäftigungsorientierten Fallmanager:innen organisieren weitere Unterstützungsleistungen durch Fachdienste, die zur Stabilisierung der Lebenssituation beitragen, z. B. Schuldnerberatungsstellen, Suchtberatungsstellen, etc.. Mit dem Ziel, die individuellen Beschäftigungschancen zu verbessern, werden Möglichkeiten der beruflichen Qualifizierung eröffnet und begleitet.

Die Teilnahme am beschäftigungsorientierten Fallmanagement ist freiwillig und auf zwei Jahre begrenzt. Ca. 1.000 erwerbsfähige Leistungsbezieher werden im beschäftigungsorientierten Fallmanagement betreut. Die intensive Beratungsarbeit übernehmen qualifizierte Fallmanager:innen, die über ein erhöhtes Zeitkontingent für Kund:innen verfügen.